"Grabstein der Frau Oberförsterin von 1604" nach umfassender Restaurierung übergeben
Wermsdorf, der 15. April 2010. Es sind tragische Umstände, denen die nordsächsische Gemeinde Wermsdorf ihr ältestes Kulturdenkmal zu verdanken hat. Im Jahr 1604 verstarb die 33-jährige Dorothea Thobot im Kindbett. Zwei Tage zuvor war sie von einem toten Kind entbunden worden. Bereits in den Jahren 1599 und 1601 hatte die Frau zwei Fehlgeburten erlitten. Zur Erinnerung an seine Frau und die drei Kinder ließ Heinrich Weisse, damals Oberförster in Wermsdorf, einen Grabstein errichten.
Der Stein zeigt eine etwa lebensgroße Frauenfigur mit Schleier, Schultertuch und Mantel. Die Hände sind im Gebet zum Himmel erhoben. Zu ihren Füßen knien vier Kinder. Die Figur ist von einer Inschrift umrahmt. Sie lautet:
"Anno 1604 den 14. Maj ist in Gott / seligklichen entschlaffen die erbare und tvgendtsame Fraw Thobot, / Herrn Heinrich Weissens Oberförsters zu Wermsdorf / eheliche Havsfraw ihres Alters 33 Jhar / lieged alhir begraben / der Gott genade."
Sparkassenstiftung unterstützt Sanierung mit 3.500 Euro
Die aus Sandstein gefertigte Relieffigur und die Inschrift sind im Laufe der Jahrhunderte arg in Mitleidenschaft gezogenen worden. Zudem rückten dem alten Grabstein auch in jüngster Zeit Vandalen mit ihren Spraydosen zu Leibe.
Im Januar 2008 beschloss der Heimat- und Verschönerungsverein Wermsdorf deshalb, die Sanierung des Grabsteins vornehmen zu lassen, um das Denkmal auch weiterhin für die Nachwelt zu erhalten. Die Sparkassenstiftung für die Region Torgau-Oschatz unterstützte das Vorhaben mit Fördermitteln in Höhe von 3.500 Euro.
Im Oktober 2009 begann die Firma Heischmann aus Riesa mit der Restaurierung des Reliefs und der Inschrift auf dem Grabstein. Am 20. März 2010 war es soweit. Der Grabstein konnte an seinen neuen Standort aufgestellt werden. Aufgrund des lang anhaltenden Winters konnte der Stein seinen neuen Platz erst ein Vierteljahr später als geplant beziehen. Aber der Aufwand hat sich gelohnt: Der Sandstein erstrahlt jetzt im neuen Glanz, der Platz an der Sakristei ist deutlich aufgewertet, das Denkmal kommt besser zur Geltung und steht jetzt obendrein auch wettergeschützt.
Grabstein als Herzensangelegenheit
Für Marcel Billig vom Heimatverein war der erfolgreiche Abschluss des Projektes eine Herzensangelegenheit : "Leider befand sich die Grabplatte nicht im allerbesten Erhaltungszustand, dennoch waren wir erstaunt, was Steinmetzmeister Heischmann noch 'herausholen' konnte. Ihm gebührt unser Dank für die gute Arbeit. Die Sicherung des ältesten Denkmals von Wermsdorf ist den Mitgliedern des Heimatvereins schon seit langem ein wichtiges Anliegen".
Weitere Informationen zum Wermsdorfer Grabstein unter:
www.heimatverein-wermsdorf.de/grabstein
Nach seiner Restaurierung erstrahlt der Wermsdorfer Grabstein in neuem Glanz (Fotos: C. E. Wappler, M. Billig)