Neues Kleinod auf dem Torgauer Museumspfad

Sparkassenstiftung unterstützt museale Ausstattung des Handwerkerhauses "Am Bäckerwall" mit 7.000 Euro

Torgau, der 4. Juni 2010. Das historische Handwerkerhaus am heutigen Rosa-Luxemburg-Platz in Torgau, das zu den ältesten noch weitgehend im historischen Zustand erhaltenen Häusern der Region zählt, wurde bereits Anfang des 17. Jahrhunderts errichtet. Die erste schriftliche Erwähnung des winzigen Wohngebäudes am "Bäckerwall" findet sich 1605 im Steuerregister der Stadt Torgau. Bis 1993 erfüllte es seinen ursprünglichen Zweck - über die Jahrhunderte wurde es von zahlreichen verschiedenen Bewohnern genutzt, unter anderem von Böttchern, "Feuermauerkehrern" (Schornsteinfegern), Bierschrötern und Arbeitern.

Die Rettung des Handwerkerhauses

Nach jahrelangem Leerstand und dem Abbruch des linksseitigen Nachbarhauses, befand sich das Gebäude in einem desolaten Zustand. Im Jahr 2006 hatte sich der private Eigentümer zum Verkauf des Handwerkerhauses entschlossen. Der im selben Jahr gegründete Förderverein "Historisches Handwerkerhaus e. V." erwarb daraufhin das Haus mittels Spenden und einem Kredit und begann sofort mit baulichen Notsicherungsmaßnahmen.

Von 2007 bis 2010 wurde das Handwerkerhaus vollständig und denkmalgerecht saniert und restauriert. Dabei wurden auch Umbaumaßnahmen aus dem 19. Jahrhundert (z. B. ein Umbau der Küche im Erdgeschoss) größtenteils zurückgebaut. Im Laufe der Restaurierungsarbeiten wurden auch immer wieder überraschend differenzierte Wandmalereien freigelegt - bemerkenswert für solch ein bescheidenes Häuschen. Die Gesamtbaumaßnahme konnte schließlich am 31. März 2010 abgeschlossen werden.

Am 9. Mai 2010 konnte das historische Handwerkerhaus als Teil des Torgauer Museumspfades zur Besichtigung freigegeben werden.

Sparkassenstiftung unterstützt museale Ausstattung mit 7.000 Euro

Im Rahmen der Sanierung und Restaurierung des Handwerkerhauses "Am Bäckerwall", mussten auch historische Möbelstücke und Material zur Informationsvermittlung beschafft werden. Die Sparkassenstiftung für die Region Torgau-Oschatz unterstützte dieses Vorhaben mit Fördermitteln in Höhe von 7.000 Euro. Hiervon wurde die Restaurierung historischer Möbel, die Gestaltung des Ausstellungsdesigns und die Anfertigung von Bettzeug nach historischen Vorbildern finanziert.

Bei den historischen Möbeln handelt es sich um einen eintürigen Schrank aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, zwei Bettgestelle, welche gereinigt, erneuert und zusammengebaut wurden und einen Hocker, der ebenfalls gereinigt und neu gepolstert wurde. Die Restaurierung wurde von der Restaurierungswerkstatt Historischer Möbel Erhardt durchgeführt.

Die Gestaltung des Ausstellungsdesign wurde von der Grafikdesignerin Cornelia Teichmann übernommen. Zur Informationsvermittlung dient eine Kombination aus Wandtafeln, Aufstellern und Ringbüchern. Des Weiteren wurden für die Ringbücher vier Holzpulte durch Tischler Ulrich Miene gefertigt und eine Glasvitrine der Firma ST-Trautmann beschafft.

Das Modeatelier Jutta Bissinger übernahm die Anfertigung des Bettzeuges nach historischen Vorbildern. Es wurden drei Matratzen aus Strohsackhüllen, fünf Kopfkissen aus verschiedenen Materialien (z. B. Reinleinen), drei Bettdecken und eine Überdecke aus grauem Wollstoff für insgesamt drei Schlafgelegenheiten hergestellt.

Eindrucksvolles Bild von der Lebensweise der "einfachen Leute"

Enge Räume, schiefe Wände, abgetretene Stufen und zahlreiche originelle Wandmalereien, welche im Verlaufe der Restaurierungen sichtbar wurden, vermitteln ein eindrucksvolles Bild von der Lebensweise der "einfachen Leute" und ärmeren Bevölkerungsschichten.

"Städtisches Leben der Vergangenheit erlebbar und nachvollziehbar zu machen, bedeutet nicht nur die Vorführung der Hinterlassenschaften einer städtischen Elite…hierzu gehört auch die Kultur der kleinen Händler, der Handwerker, und der Unterschichten bis hin zur Stadtarmut, deren Zeugnisse naturgemäß nicht umfangreich sein konnten, die im allgemeinen Verständnis auch keine Wertschätzung genossen und deshalb nur allzu oft der Vernichtung durch Modernisierung anheim fielen", so Dr. Steffen Delang in einer Stellungnahme zum Denkmalwert des Hauses. Somit fungiert das kleine Haus auch als ideales Gegenstück zum Bürgermeister-Ringenhain-Haus, das die Lebenswelt eines wohlhabenden Bürgermeisters aus dem 17. Jahrhundert präsentiert und ergänzt dadurch in idealer Weise den Torgauer Museumspfad.

Weitere Informationen zum historischen Handwerkerhaus und zum Torgauer Museumspfad unter:

www.museum-torgau.de


Förderprojekte:
7.000,00 € - Torgauer Geschichtsverein e. V.