Oschatz/Leipzig, 2. April 2014. Ein Brief von Martin Luther, den dieser im Jahr 1539 an Bürgermeister und Rat der Stadt Oschatz gesendet hat, ist jetzt mithilfe einer Förderung durch die Stiftung der Sparkasse Leipzig für die Region Torgau-Oschatz als Reprografie veröffentlicht worden. Am 28. März 2014 stellten der Oschatzer Oberbürgermeister Andreas Kretschmar und Jens Köhler, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkassenstiftung, die Broschüre mit dem reproduzierten Brief der Öffentlichkeit vor. "Wir freuen uns über die Aktivität der Stadt Oschatz im Rahmen der Luther-Dekade, die dazu beiträgt, dass das Wirken der Reformation hier in der Region beispielhaft beleuchtet wird", sagte Köhler.
Der Oschatzer Luther-Brief ist auf den 21. August 1539 datiert. Die durch Martin Luther mit dem Wittenberger Thesenanschlag 1517 initiierte Reformationsbewegung erreichte bald auch das Herzogtum Sachsen, wo sich Herzog Georg der Bärtige indes als ihr entschiedener Gegner erwies. Auch in der bedeutenden Handwerksstadt Oschatz mit ihren gut 2.500 Einwohnern fielen Luthers Ideen auf fruchtbaren Boden, ohne dass sich in der Oschatzer Kirche entscheidendes änderte: Bürger waren auf reformatorische Predigten in Döbeln, Mahlis oder Sörnewitz angewiesen, einflussreiche Oschatzer Bürger wurden deshalb 1533 vom Landesherren mit der Landesverweisung bestraft. Erst mit dem Tod Georgs und der Regierungsübernahme seines Bruders Heinrich des Frommen wurde im Mai 1539 die Reformation auch in Sachsen eingeführt. Der im Stadtarchiv Oschatz erhaltene Luther-Brief empfiehlt dem Oschatzer Rat die Besetzung einer im Zuge der Reformation neu geschaffenen Superintendentur mit dem Magister Johann Bucher aus Hessen, der zuvor in Torgau Hofprediger war. Der Rat hatte ihn zunächst abgelehnt, durch Martin Luthers Fürsprache wurde er schließlich ins Amt eingesetzt und bewirkte für Oschatz unter anderem eine bedeutende Herabsetzung der Sondersteuern im Schmalkaldischen Krieg. "So ist auch dieser unscheinbare Brief von großer historischer Bedeutung und zeigt, dass das Weltereignis Reformation auch in Oschatz seine Spuren hinterlassen hat", so Oberbürgermeister Andreas Kretschmar.
Die Reprografie des Luther-Briefes wurde in einer Auflage von 400 Stück realisiert. Sie wird künftig in der Oschatz-Information sowie im Stadtarchiv Oschatz zu erwerben sein. "Der Brief ist eine archivalische Kostbarkeit, die bei Führungen im Archiv auf großes Interesse stößt. Besucher können künftig 'ein Stück Reformation' mit nach Hause nehmen", so Kretschmar weiter: "Ohne die Unterstützung der Sparkassenstiftung für die Region Torgau-Oschatz wäre dieses Projekt nicht zu realisieren gewesen", bedankte er sich.