Sparkassenstiftung unterstützt Wiederaufbau der St. Aegidien-Kirche in Oschatz mit insgesamt 28.500 Euro
Oschatz, der 3. November 2009. Nach über 22 Jahren Bauzeit sind die Sanierungs- und Restaurationsarbeiten an der Kirche St. Aegidien, einer der bedeutendsten neugotischen Kirchen Sachsens und weitaus größtes Gotteshaus des gesamten Kirchenbezirks, nun endgültig abgeschlossen worden. Die Sparkassenstiftung für die Region Torgau-Oschatz unterstützte diese Baumaßnahmen über mehrere Jahre hinweg mit insgesamt 28.500 Euro.
Die Geschichte der St. Aegidien-Kirche
Der Ursprung von St. Aegidien geht vermutlich auf das 11. Jahrhundert zurück, die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1213. Bei dem ersten Sakralgebäude handelte es sich um nicht viel mehr als eine kleine Holzkapelle die dem heiligen Aegidius, dem Schutzpatron der Jäger, Händler und Ackerbauern, geweiht wurde. Die ältesten Bauteile der heutigen Kirche stammen von einem frühen steinernen Kirchenbau aus dem 14. Jahrhundert der 1429 bei einem Einfall der Hussiten zerstört wurde. Bis 1443 wurde St. Aegidien im gotischen Stil neuerrichtet. Nach mehreren Bränden und Plünderungen zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, wurde dieser Kirchenbau schließlich 1842 durch ein verheerendes Feuer fast vollständig vernichtet. Die Stadtverwaltung entschloss sich zum Wiederaufbau, den der Nürnberger Baumeister Prof. Dr. Karl Heideloff 1846 tatkräftig begann. Bis 1849 wurde St. Aegidien im klassisch-/neogotischen Stil wiedererrichtet. Letzte größere Ausbesserungsarbeiten fanden 1912 statt.
In den folgenden Jahrzehnten wurde die Kirche ihrem Schicksal überlassen und verfiel zusehends. Gegen 1987 befand sich St. Aegidien in einem baulich so schlechten Zustand, dass einige lose Teile von den Türmen abgetragen werden mussten. Putz-, Mauerwerks- und Mörtelschädigungen hatten inzwischen ein Schadensbild ergeben, das sich rapide zu einem Gefährdungspotential entwickelte. Nach 1989 wurde mit der Sanierung und Restaurierung des bedrohten Kirchengebäudes begonnen. Um diese Baumaßnahmen durch Spendensammlung zu unterstützen, gründete sich am 14. Mai 1991 der Förderverein "Rettet St. Aegidien e. V.". Bis zum Abschluss der Bauarbeiten konnte der Verein mehr als zwei Millionen Euro an Spenden sammeln.
Umfangreiche Sanierungsarbeiten
Aufgrund des desolaten Zustandes von St. Aegidien, mussten zahlreiche und umfangreiche Sanierungs- und Restaurationsarbeiten durchgeführt werden. Bereits 1998 konnte die sogenannte "Türmerwohnung" wiedereröffnet werden. Sie dient seither als Museum des Vereins. Nachdem bis 2005 Dach und Innenraum saniert bzw. restauriert worden waren, konnte die Kirche am 8. Mai desselben Jahres wiedereröffnet werden. Allerdings sollten die abschließenden Baumaßnahmen noch bis Sommer 2009 andauern.
Nachdem im Jahr 2008 die Außenfassade der Apsis, bei welcher über 900 Sandsteinteile erneuert oder ausgebessert werden mussten, und die Krypta unter der Apsis fertig gestellt werden konnten, folgte eine letzte Sanierungsmaßnahme: Die Sandsteinteile beider Turmspitzen mussten mit speziellen Konservierungsmitteln gefestigt und die Eckfialen der Türme wiedererrichtet werden. Bis zum 3. Oktober 2009 wurden auch diese letzten Arbeiten abgeschlossen.
Sparkassenstiftung engagiert sich mit insgesamt 28.500 Euro
Die Sparkassenstiftung für die Region Torgau-Oschatz unterstützte mehrere Projekte im Rahmen der Gesamtsanierung. Hierfür wurden in den Jahren 2001, 2003, 2004 und 2006 Fördermittel in einer Höhe von insgesamt 28.500 Euro ausgezahlt.
Im Jahr 2001 wurden zwei Sanierungsmaßnahmen mit insgesamt 9.500 Euro unterstützt. Das Geld wurde in gleichen Teilen für die Restaurierung des Paulusfensters und die Sanierung der Buntglasfenster in der historischen Ulanenkapelle der Kirche verwand. Die Restaurierung des Paulusfensters umfasste die Wiederherstellung beschädigter Sandsteinteile, das Anbringen und Sanieren des Fenstermaßwerkes, das Entrosten und Schutzbehandeln von mehreren Quereisen, sowie die Restaurierung der Bleiverglasung. Die künstlerisch bemerkenswerten Buntglasfenster der Ulanenkapelle, die in ihrer Mehrzahl aus dem 19. Jahrhundert stammen und durch Steinwürfe zerstört waren, mussten umfassend saniert werden. Hierzu wurden neben Holzarbeiten, bei denen Rahmen und Flügel der Fenster ausgebaut und neue Farbe aufgetragen werden mussten, auch zahlreiche End- und Neuverglasungsarbeiten durchgeführt. Auf die besondere Farbzusammensetzung der Fenster wurde dabei besonderes Augenmerk gelegt.
Für die Restaurierung des Orgelprospekts, also des Äußeren der Orgel, stellte die Sparkassenstiftung Fördermittel in Höhe von 3.000 Euro bereit. Die Orgel der Kirche St. Aegidien ist ein Werk des bekannten sächsischen Orgelbaumeisters Carl Gottlieb Jehmlich aus Zwickau. Sie wurde 1851 eingeweiht und 1933 erweitert. Seitdem besitzt sie drei Manuale und ein Pedal mit 57 Registern und 3772 Pfeifen, mit denen sie eine außergewöhnliche Klangfülle erreicht. Nachdem die Orgel bereits zu Beginn der Sanierungsarbeiten gegen herab fallendes Mauerwerk gesichert wurde, mussten nun umfangreiche Konservierungs- und Restaurationsarbeiten durchgeführt werden. Dabei wurden, neben einer gründlichen Oberflächenreinigung, auch holztechnische Arbeiten, eine Fassungskonservierung und partielle Retuschen durchgeführt. Zusätzlich musste die gesamte Orgel für den Restaurationsvorgang aus- und anschließend wieder eingebaut werden.
Die 2004 durchgeführte Restaurierung des Altarretabels wurde ebenfalls von der Stiftung mit 7.500 Euro unterstützt. Der Altarraum ist der älteste erhaltene Teil der Kirche, manche Teile stammen noch aus dem 15. Jahrhundert. Der Altar selbst zeigt in der Predella das Abendmahl Jesu, darüber erhebt sich als außergewöhnliche Lösung statt eines Mittelschreines ein großes Bleiglasfenster mit einer Darstellung der Kreuzigungsszene. Flankiert wird das mittlere Bleiglasfenster von vier "Flügelgemälden", die verschiedene Evangelisten darstellen. Das Altarretabel wurde umfangreichen Restaurierungsarbeiten unterzogen. So mussten gelockerte Malschichten auf Holz und Glas konserviert werden. Des Weiteren wurden Fehlstellen in der Fassung der Architekturteile gekittet und retuschiert. Außerdem wurde die Oberfläche des gesamten Altarretabels gründlich gereinigt und abschließend ein Sonnenvorhang als Lichtschutz am hinter dem Altar befindlichen Fenster angebracht.
Abschließend unterstützte die Stiftung weitere Sanierungsmaßnahmen an der St. Aegidien-Kirche mit 8,500 Euro. Außer für Instandsetzungsarbeiten an den Baldachinen am östlichen Südportal, wurde der Großteil der Fördersumme für die Restaurierung weiterer Bleiglasfenster in der Ulanenkapelle verwandt. Neben Sandsteinarbeiten, mussten hier noch Neuverputzungen und Bleiverglasungen durchgeführt werden.
"Stadtkrone von Oschatz" erstrahlt in neuem Glanz
Die Kirche St. Aegidien ist ein einmaliges Kunstwerk, das von seinem Baumeister bis ins letzte Detail durchgestaltet worden ist. Während der Sanierungsphase wurde viel Mühe aufgewendet, die stimmige Architektur originalgetreu wiederherzustellen und zu erhalten. Seit Oktober 2009 erstrahlt dieser herausragende Sakralbau nun wieder in neuem Glanz.