Mit insgesamt 50.000 Euro fördert die Sparkassenstiftung für die Region Torgau-Oschatz die Restaurierung des stillgelegten Streckenabschnitts der Döllnitzbahn von Nebitzschen bis Kemmlitz. Das Geld erhält der DBV-Förderverein "Wilder Robert", der sich seit 1994 um den Erhalt der mehr als 130 Jahre alten Schmalspurbahn kümmert. In Anwesenheit von Landrat Kai Emanuel, Oschatz’ Oberbürgermeister Andreas Kretschmar, Carsten Bräuer, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Mügeln, sowie Matthias Müller, Bürgermeister der Gemeinde Wermsdorf, übergaben Dr. Harald Langenfeld und Stephan Seeger, Vorstandsvorsitzender der Sparkassenstiftung, den Fördermittelbescheid an den DBV-Förderverein.
Die Döllnitzbahn, für die sich die Sparkassenstiftung bereits 2011 mit
einer Fördersumme von 10.000 Euro einsetzte, ist die einzige erhaltene
750 mm Schmalspurbahn in Nordsachsen - inzwischen 130 Jahre alt. An der
Wiederinbetriebnahme des Abzweigs nach Kemmlitz, der 1903 erstmals in
Betrieb genommen wurde, gibt es nach Angaben des Vereins ein großes
öffentliches Interesse - seitens der Politik, der Bevölkerung sowie der
Eisenbahnliebhaberszene.
Der Bahnhof
Mügeln war einst einer der größten Schmalspurbahnhöfe Europas und
Station des Kaolintransports sowie strategischer Knotenpunkt im Güter-
und Personenverkehr. Zukünftig soll der "Wilde Robert" Touristen zu
alten und noch aktiven Gruben in Kemmlitz führen, so die Vision des
Vereins. Die Unterstützung der Sparkassenstiftung habe zudem Anschub
geleistet für weitere Spender, um das aktuelle Vorhaben mit einem
Finanzierungsbedarf von insgesamt 70.000 Euro zu stemmen. Von dem Geld
werden entlang der Strecke Nebitzschen - Kemmlitz, die seit 2006
stillgelegt ist, eine Brücke über den Kemmlitzbach fertiggestellt,
zahlreiche Schwellen erneuert, Wildwuchs entfernt sowie der Haltepunkt
in Kemmlitz eingerichtet. Spätestens 2017 soll dann der "Wilde Robert”"dort auch wieder halten können.
1884 wurde durch die Königlich Sächsische Staatseisenbahn zwischen Mügeln und Döbeln eine erste Schmalspurstrecke in der Region eröffnet, ein zweites Teilstück eines entstehenden Schmalspurbahnnetzes folgte 1885 mit der Strecke zwischen Mügeln und Oschatz. Weitere Strecken folgten nach Neichen und Strehla. 1903 wurde der Abschnitt Nebitzschen - Kroptewitz in Betrieb genommen, vorerst nur für den Güterverkehr: hier wurde Kaolin transportiert. 1920 wurden alle Strecken von der Deutschen Reichsbahn übernommen und verkehrten auch weitestgehend bis 1945. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde die Strecke Nebitzschen - Kroptewitz auch für den Personenverkehr freigegeben. Ab Mitte der 1960er Jahre wurden zunehmend Schmalspurstrecken stillgelegt, so auch bei der Döllnitzbahn. Ab 1975 gab es hier keinen Pesonenverkehr mehr, die Strecke Oschatz - Mügeln - Kemmlitz blieb aber als Güterverkehrsweg erhalten: In den 1980er Jahren wurden hier täglich beinahe 1.000 Tonnen Güter - überwiegend Kaolin - transportiert. Mit der politischen Wende 1989/90 wurden zahlreiche Schmalspurstrecken im Osten Deutschlands unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten aufgegeben. Für die Schmalspurbahn Oschatz - Mügeln - Kemmlitz wurde jedoch ein Patenschaftsprojekt übernommen. Ab Dezember 1993 verkehrte auf dieser 17 Kilometer langen Strecke der "Wilde Robert", zugleich gab es seit 1995 Schülerverkehr, regulären ÖPNV sowie bis 2001 auch regulären Güterverkehr. Seit 2006 liegt der Schwerpunkt auf dem touristischen Verkehr mit den Traditionsbahnen sowie auf der Schülerbeförderung. Mit dem Ausbau der Abzweigstrecke zwischen Nebitzschen und Kemmlitz soll der touristische Verkehr weiter ausgebaut werden.
Kaolin gilt als das "weiße Gold". Es ist ein Tonrohstoff, der hauptsächlich bei der Papierherstellung und Porzellanbereitung verwendet wird. Kaolin aus dem mitteldeutschen Hügelland bei Kemmlitz und Seilitz wird auch für das berühmte Meißener Porzellan genutzt. Das Kemmlitzer Kaolinrevier gilt als das bedeutendste Gebiet für feinkeramische Kaoline in Deutschland: die aktuell bekannten, wirtschaftlich bedeutsamen Lagerstätten erstrecken sich über 40 Quadratkilometer. Beginnend im frühen 19. Jahrhundert im Untertagebau und massiv ab 1883 auch im Tagebau, wurde das Kemmlitzer Karolinrevier bergbaulich genutzt. Der Abtransport erfolgte zunächst mit Pferdetransporten, später per Bahn. Im Jahr 1900 setzten Unternehmen 8.500 Tonnen geschlämmten Kemmlitzer Kaolins ab, 1929 waren es 64.000 Tonnen, 1939 gar 75.000 Tonnen. 1945 wurden die Unternehmen beschlagnahmt und 1951 zum VEB Vereinigte Kemmlitzer Kaolinwerke zusammengeschlossen, die 1985 168.000 Tonnen Schlämmkaolin gewannen. Nach der Reprivatisierung ging die Kaolinerzeugung im Kemmlitzer Revier schrittweise zurück.