Rötel, eine eisenoxidhaltige Mineralfarbe war (unter anderem) im Mittelalter weit verbreitet. An besonderen Bauten wurden durch berufene Personen Sinnsprüche mittels Rötelschrift angefügt. Solche Sinnsprüche wurden oft den Texten der Evangelisten aus der Bibel oder der Adagia entnommen.
Letztere ist eine Sammlung von Sprüchen des Erasmus von
Rotterdam, die den Humanisten dabei bis in die Antike zurück führten.
Die Sinnsprüche des Wendelsteins in Torgau wurden von den damaligen
Schreibern so ausgewählt, dass sie eine Sinnhaftigkeit zu markanten
Situationen im ernestinischen Herrscherhaus des Kurfürsten Johann
Friedrich I. wieder gegeben haben.
Das Verhältnis von Glaube und Macht in der Lutherzeit, so wie es sich im kursächsischen Konfessionsstaat im Einzelnen auftat, konnten Sinnsprüche in Rötel "nachbezeichnen". Aus dieser Sicht erreichen einige Rötelschrift-Sinnsprüche des Wendelsteins die für unsere Stadt wichtige Aussage, "Torgau ist das politische Zentrum der lutherischen Reformation".
Die Aufarbeitung der Torgauer Rötelschriften wird auch dank einer Förderung der Sparkassenstiftung i. H. v. 2.500 Euro möglich gemacht.